Pilzbücher

                                  Die Pilzflora des Ulmer Raumes

 

           

Die Pilzflora des Ulmer Raumes“ wurde vom Herausgeber, dem Verein für Naturwissenschaft und Mathematik in Ulm e. V., weltweit in 27 Ländern versandt!!

Sie ist in der Druckversion nur noch in ganz wenigen Exemplaren vorhanden! Eine digitalisierte Form (eingescannt) ist mittlerweile verfügbar; siehe unten.

Hinweise zum obigen Buch:

Lokale Pilzflora des Ulmer Raumes, 521 Druckseiten, mit ca. 250 Farbfotos von interessanten, schönen oder seltenen Pilzarten; zahlreiche Strichzeichnungen von makro- und mikroskopischen Pilzmerkmalen; ca. 50 Schwarzweißfotos von etwa 150 deutschen und europäischen Mykologen und Pilzkundlern (die „Ulmer“ Pilze bestimmten); Nennung bzw. Darstellung von etwa 2800 Pilzarten, -varietäten und –formen aus dem Ulmer Raum; sämtliche Arten sind nach ihrem Rote-Liste-Status kategorisiert. Auch die 50 häufigsten Speise- und Giftpilzarten im Ulmer Raum werden in Wort und Bild vorgestellt;

Buchgröße 24,4 cm hoch, 17,2 cm breit, 3,6 cm dick; 4-Farbendruck, strapazierfähige Fadenbindung; fester Farbeinband (Hardcover, Detailansicht (PDF)), Gewicht ca. 1,5 kg; ISBN 3-88294-336-X

Hier können Sie (demnächst) einige Probeseiten anschauen:

(Achtung PDF-Format! Die Zeichnungen erscheinen deshalb unscharf)

10-11 110-111 258-259
270-271 286-287  318-319
326-327 328-329 334-335
428-429 446-447

 

Herausgeber: Verein für Naturwissenschaft und Mathematik in Ulm e. V.
Erscheinungstermin: 1. Mai 2004
Erhältlich bei: Manfred Enderle, Am Wasser 22, D-89340 Leipheim-Riedheim,
Meine Telefonnummer finden Sie im Telefonbuch.

Weitere Pilzbücher von M. Enderle:

„Pilze auf Holz“
Speisepilze, Holzzersetzer, Baumschädlinge
von Manfred Enderle & Hans E. Laux
128 Seiten, mit 112 Farbfotos
Kosmos-Bestimmungsführer
Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1980

Cover Pilze auf Holz

„Paddestolen op hout“
holländische Ausgabe von “Pilze auf Holz”
von Manfred Enderle & Hans E. Laux
erschienen im Thieme-Verlag, Zutphen/Holland
Ausführung wie die deutschsprachige Ausgabe

„Risspilze (Inocyben)“
(4. Beitrag zur Kenntnis der Ulmer Pilzflora)
von Manfred Enderle & Johann Stangl
erschienen beim Verein für Naturwiss. u. Math. in Ulm e.V., 1981
92 Seiten, mit zahlreichen Farbfotos seltener oder
wenig abgebildeter Risspilze; broschürt, Format DIN A4

„Ulmer Pilzflora 1979-83“
Polyporales, Poriales, Inocyben, Pyrenomyceten
von Manfred Enderle et al.
erschienen beim Verein für Naturwiss. u. Math. in Ulm e.V., 1983
288 Seiten, mit zahlreichen Schwarzweißfotos und Strichzeichnungen
mit festem Leineneinband (hardcover); Format DIN A5

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Bericht von W. Pytlik ( walter.pytlik@uni-ulm.de) im Internet unter: www.bio-pro.de/ulm, link „Aktuelles“ (danach nach unten scrollen):

13.11.2009

Fasziniert vom inneren Reichtum der Unscheinbaren

Waldspaziergänge sind für Manfred Enderle kein Genuss. Ständig stutzt er, bleibt stehen, bückt sich, gibt Gräsern und Sträuchern botanische Namen. Vor allem aber sieht der 62-jährige Schwabe überall Pilze, entdeckt sie auf Blättern, unter Laub, auf totem Holz oder lebenden Bäumen. Wer den „Pilzpapst“, wie ihn die Lokalpresse nennt, auf einem seiner Streifzüge begleitet, ahnt, warum die Pilzflora des Ulmer Raums in der Fachwelt mit rund 2.800 Taxa zu den am besten erschlossenen Regionen Europas zählt.

Mykologe und Naturschützer: Manfred Enderle. (© Pytlik) (Foto nur im Internet)

Diese mykologische Berühmtheit verdankt die Gegend um Ulm und Neu-Ulm einem Exportkaufmann und Dolmetscher, dessen Publikationsliste mehr als 100 Titel umfasst. An Ehrbezeugungen der akademischen Welt fehlt es nicht. Einzig die Ehrendoktorwürde fehlte noch. Kollegen benannten Pilze nach ihm, so Entoloma enderlei (Enderles Rötling) oder Conocybe enderlei (Enderles Samthäubchen). Auch seiner Heimat hat der nichtakademische Wissenschaftler ein taxonomisches Denkmal in der Welt der Botanik gesetzt: Leipheimer Helmling (Mycena caliginosa), Riedheimer Rötling (Entoloma reidheimensis), Pfuhler Rötling (Entoloma sodidolamellatum Noordeloos & Enderle).
2004 erschien „Die Pilzflora des Ulmer Raumes“, der Botaniker sogleich internationale Bedeutung beimaßen. Auf 521 Seiten zog hier der Amateur-Mykologe Enderle die Summe seines forschenden Schaffens. Das Buch enthält die von Enderle 44 neu beschriebenen, neu kombinierten, im Status veränderten oder validierten Pilzarten bzw. -sippen. Das sind mehr als ein Prozent der in Deutschland registrierten Arten und Varietäten.

Von akademischer Fachwelt geehrt

Der essbare Samtfußröhrling wächst in der kälteren Jahreszeit, auch in milderen Winterphasen. (© Enderle) (Foto nur im Internet)

Im selben Jahr ehrte ihn die weltälteste Regensburger Botanische Gesellschaft, die schon Goethe und Humboldt zu ihren Ehrenmitgliedern zählte, mit dem Anton-Bary-Preis für sein Lebenswerk. „Manfred Enderle ist sicher einer der besten Kenner der schwierigen und schlecht bekannten Gruppe von kleinen Blätterpilzen (Conocybe) in Deutschland“, er habe „wichtige und international anerkannte Beiträge zur Systematik und Morphologie der Pilze geleistet“, urteilte die Fachwelt über ihren ersten nichtakademischen Preisträger.

Ans Licht der Wissenschaft drang Enderle 1979 mit einem Beitrag über Polyporales und Poriales/Aphyllophorales (Nichtblätterpilze), der in den Mitteilungen des Vereins Naturwissenschaft und Mathematik in Ulm erschien. Es folgten weit über 100 Publikationen, allein oder mit anderen Autoren.

„Es hat mich wie ein Virus befallen“

Typischer Zögling des botanischen Sozialarbeiters Enderle, ein Saprophyt auf Totholz. (© Pytlik) (Foto nur im Internet)

Der Weg zum Pilzforscher war für Enderle beschwerlich. Es dauerte Jahre, bis der Nichtakademiker mit Hilfe von Lehrmeistern, darunter waren Hochschuldozenten und Gymnasiallehrer, in der Lage war, selbst wissenschaftliche Artikel zu schreiben. Es folgten mehr als 20 Jahre, in denen Enderle in jeder freien Minute durch die Buchen-, Linden-Ahornwälder, Eichen-Hainbuchen-Mischwälder, Donau-Auwälder oder Fichtenforste streifte.
Während andere Häuser bauten, besuchte Enderle, von seiner Frau stets unterstützt, Symposien und Tagungen. Und er heimste Preise und Auszeichnungen ein, darunter das Bundesverdienstkreuz 1988, womit er Bayerns jüngster Träger war. „Es hat mich wie ein Virus befallen“, beschreibt Enderle dieses Doppelleben von Erwerbsarbeit und Pilzforschung. „Beseelt“ und ein Stück weit „besessen“ sei er gewesen, habe die damit verbundenen Mühen und Anstrengungen weggesteckt.

Unbekanntes Innenleben aufdecken, zeichnen, beschreiben

Auslöser für Enderles „Forschertätigkeit“ war eine Pilz-Führung der Volkshochschule im Wald, die ihm viele Antworten schuldig blieb und seinen Forscherehrgeiz weckte. „Es bereitete mir riesigen Spaß, das bislang weitgehend unbekannte Innenleben von Pilzarten unter dem Mikroskop aufzudecken, zu zeichnen, zu beschreiben“, sagt Enderle, der von Großeltern und Eltern die Liebe zur Natur gelernt hat.

Der „botanische Sozialarbeiter“ (Enderle über Enderle) interessierte sich stets für die Unscheinbaren, Unbeachteten, die Schwachen, hätte sich niemals mit Rosen oder Orchideen abgegeben. Über die „Underdogs“ schreibt der Englisch-Dolmetscher Enderle in seinem Hauptwerk: „(Es) war mir immer unverständlich, dass schwierige oder schwer bestimmbare Funde resigniert weggeworfen wurden, während für Allerweltsarten umfangreiche Notizen, Auswertungen und Meldungen gemacht wurden“.

Die aufwändige Arbeit beginnt an Ort und Stelle

Mehr als 3.000 Seiten hätte das Buch umfasst, hätte Manfred Enderle in sein Opus magnum all seine Gelehrsamkeit gepackt. (© privat) (Foto nur im Internet)

Die Bestimmung vieler Pilzgruppen kostet Zeit, weil sie mikroskopische Untersuchungen erfordert; häufig muss schwer zugängliche Spezialliteratur konsultiert werden. Für den Mykologen beginnt die Arbeit mit der genauen Beschreibung des Pilzstandortes, ehe seine veränderlichen Merkmale (Velum- oder Cortinareste, die Farbe junger Lamellen, Fleischverfärbung an verletzten Fruchtkörperstellen) festgehalten werden.

Im ersten, umfänglichen Teil seiner „Ulmer Pilzflora“ beschreibt Enderle anschaulich die makroskopischen (Hut-, Lamellen- und Stielform, Farbe, Konsistenz, Größe, aber auch Geruch, Geschmack) und mikroskopischen Schritte (Größe und Gestalt der Sporen, Färbbarkeit der Gewebestrukturen, Schichtung der Wände, Dicke und Färbung der Paraphysen), die zur Bestimmung eines Pilzes nötig sind.

Im einführenden Teil seines Hauptwerks, das mehr als ein pilzkundliches Fachbuch ist, „verrät“ sich der Wissenschaftler Enderle, der er über die Jahrzehnte hin geworden ist. Der genießt durchaus den gestalterischen Reichtum des Winzigen: „Das Mikroskop erschließt uns eine neue Welt interessanter Formen und Strukturen, die uns ansonsten verborgen blieben“. Zugleich aber bringt er durch vergleichende und messende Beobachtungen die für den Mykologen wesentliche Distanz mit, die nicht in der Ästhetik dieses Teilbereichs der Botanik verharrt.

Das lodernde Feuer des Naturschützers

Mit der Beschreibung veränderlicher Merkmale wie hier von Lamellen beginnt die aufwändige Arbeit der Pilzbestimmung. (© Pytlik) (Foto nur im Internet)

Die wissenschaftliche Publizistik hat Enderle inzwischen gegen die Belletristik eingetauscht. Sein Herbar und seine Holotypen wird er dem Staatlichen Naturkundemuseum in Karlsruhe vermachen. Das Feuer des Naturschützers lodert aber unvermindert in ihm weiter. Fast ein Drittel der rund 1.400 bekannten Pilzarten in Deutschland sind gefährdet, weiß Enderle, der an den Roten Listen mitgearbeitet hat. Dass so viele Pilzarten bedroht sind, hängt für den „Wächter des Auwaldes“ auch mit wachsender Naturzerstörung zusammen.

„Wenn Sie wie ich viele Jahre kniend durch den Wald rutschen, kleine Pilze unter dem Laub suchen, dann kriegen Sie eine intime Liebe zur Natur“, erklärt Manfred Enderle. „Zivilcourage“ nennt er seinen Einsatz für die Naturbelassenheit des Waldes, den er oft mit Hilfe der Medien austrägt. Viele Verbündete hat er nicht: „Es gibt nur ganz wenige Naturschützer, meistens sind es Menschenschützer.“

Ein Beitrag von:  walter.pytlik@uni-ulm.de

wp – 13.11.2009

© BIOPRO Baden-Württemberg GmbH